Kurz entschlossen buchten wir schon im Mai 2015 ein Winterspecial von Icelandair für Silvester in Reykjavik. Petra und Markus fanden diese Idee so toll, dass sie kurzer Hand beschlossen mit zu kommen und wir am 28. Dezember nun zu viert loszogen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es los zum Frankfurter Flughafen. Hier hatten wir bereits vorab einen Parkplatz im Parkhaus für eine Woche gebucht (49 EUR/Woche).

Nach 3,5 Stunden sind wir um 16 Uhr Ortszeit (- 1 Stunde) in Keflavik nahe Reykjavik mitten im Winter gelandet. Das Gepäck war schon vor uns auf dem Laufband, nur mit Mietwagen dauerte es etwas über eine halbe Stunde bis die lange Schlange am Schalter abgearbeitet war. Immerhin war der bestellte Skoda Kombi mit Allrad und Spikereifen auch da und wir konnten direkt ins Hotel fahren.

Dieses machte seinem Namen, Cabin Hotel, alle Ehre. Kleiner kann man ein Hotelzimmer nicht bauen. Sogar ein Schrank fehlte und somit war nun Leben aus dem Koffer angesagt. Egal – das Zimmer war ja eh nur zum Schlafen gedacht. Am ersten Abend gab es dann noch ein Salatbuffet der eher spartanischen Art im Hotel und nach einer kleinen Runde zu Fuß ging es dann schon ab auf die Zimmer.

Am ersten Tag, 29. Dezember, nahmen wir uns den Golden Circle vor und das war wahrlich eine goldene Entscheidung. Als die Sonne gegen 11 Uhr aufging hörte auch der Schneefall auf und wir konnten den Tag bei traumhaften Wetter genießen. Natur pur – die ganze Fahrt ging durch eine beeindruckende Winterlandschaft bei 0 Grad Celsius.

Erster Stopp Thingvellir. Hier treffen die europäische und amerikanische Kontinentalplatte aufeinander bzw. richtiger muss es heißen hier driften sie auseinander und man kann genau durch diese Spalte spazieren gehen – sehr beindruckend. Seit unserem Besuch im Jahre 2010 sind es immerhin ca. 10 cm mehr.

Was nicht fehlen darf ist die Ortschaft Geysir mit seinem berühmten Geysir Stokkur, der alle 10 Minuten auf eine Höhe von bis zu 35 Meter ausbricht. Wobei er dies bei unserem Besuch sehr unrhythmisch tat. Für tolle Bilder hat es auf jeden Fall gereicht.

Gullfoss – einer der größten isländischen Wasserfälle ist gerade einmal 10 Kilometer von Geysir entfernt und war dann der letzte Halt auf der Tour. Gerade noch genug Licht um ein paar Fotos zu machen und dann war der erste „Tag“ auch schon vorbei.

Einziger Wermutstropfen: Auf dem Golden Circle hat Rainer seinen goldenen Ehering irgendwo verloren. Ist wohl beim Ausziehen der Handschuhe passiert.
Abends speisten wir noch im Saegreifinn (Sea Baron). Hier sucht man sich einfach einen Fischspieß samt Zutaten heraus und bekommt diesen dann serviert. Die Sitze sind alte Tonnen bzw. Plastikfässer. Günstig und ein Muss für Fischliebhaber – jede Menge Japaner können nicht irren. Von Wal, den wir an unserem zweiten Besuch probierten, über Muscheln bis Lachs gibt es hier alles.

30. Dezember: Heute sollte es nach Selfoss gehen. Geschafft haben wir allerdings nur 40 Kilometer – Tief „Janine“ durchkreuzte unsere Pläne. Dann hieß es Warnblinker an und auf der Autobahn stehen bleiben. Die Sicht war exakt 0 Meter, so heftig war der Schneesturm mit den Schneeverwehungen – Pulverschnee und Windböen machten eine Weiterfahrt unmöglich. Man konnte nicht einmal mehr das Ende der Motorhaube sehen. Zum Glück konnten wir nach ein paar Minuten wieder etwas rollen und nach 200 Meter gab es dann auch eine Stelle zum Wenden – mitten auf der Autobahn. Also war nun Plan B an der Reihe: Reykjavik. Wir erlebten dort dann zum Glück einen wunderschönen Tag. Angefangen von einem zentrumsnahen und kostenlosen Parkplatz an der Hallgrimskirche, die zu diesem Zeitpunkt aber wegen einer Beerdigung geschlossen war. Wir liefen dann von dort durch eine Einkaufsstraße in Richtung Innenstadt und kehrten in einem urigen Kaffee Namens Babalu (www.babalu.is) ein und wärmten uns erst einmal auf. Der Straße weiter entlang folgte auch gleich das Touri-Büro mit einer sehr netten Dame, die uns viele tolle Tipps gab – für Reykjavik, aber auch für die Straßen (Wind, Befahrbarkeit und SOS App mit GPS-Positionsübermittlung für den Notfall). Nach einem nochmaligen Kaffeebesuch im Laundromat (www.thelaundromatcafe.com) – ebenfalls sehr urig und im Keller mit echten Waschmaschinen (also bei einem guten Kaffee die Wäsche waschen) und einem großen supersüßen Kinderbereich – ging es durch die Königstraße von Reykjavik wieder hinauf zur Kirche mit Kirchturmaufstieg (Aufzug). Belohnt wurden wir dort oben mit einem wunderschönen Panoramablick über die gesamte Stadt.

Am Abend besuchten wir ein Fish & Chips Lokal. Auch hier konnte man für isländische Verhältnisse günstig speisen und frischer Fisch ist ja eh kein Thema.
Silvester: Wetter – Schnee und Wind. Also blieben wir noch einmal in Reykjavik, hatten ja für den Abend eine mystische Polarlichttour gebucht. Diesmal ging es mit dem Hop-on-hop-off Bus durch die City. Startpunkt Harpa – ein Veranstaltungshaus mit sehr eigenwilliger, aber schöner, Architektur. Nach einer ¾ Runde mit vielen Informationen über Reykjavik musste der Bus die Tour wegen eines Silvesterlaufes abrechen und den Dienst für drei Stunden einstellen. Daraufhin schlenderten wir, anstatt der Busfahrt, nochmal durch das Städtchen und schauten uns in der Harpa einen 360 Grad Film über Islands Natur an. War leider nicht ganz so toll, da es keine echten 360 Grad waren, sondern nur vier Projektionsflächen mit zum Teil unterschiedlichen Filmen. Trotzdem waren es aber schöne Aufnahmen.

Zurück im Hotel warteten wir auf den Start unserer Nordlicht-Tour, die leider wegen schlechten Wetters abgesagt wurde. Plan B – essen gehen. Markus merkte nur an, dass wir heute Silvester hätten und wahrscheinlich kein Lokal offen sei. Leider hatte er recht. Entweder geschlossen oder nur Silvestermenü auf Vorbestellung. Zum Glück konnten wir dann bei einem Lokal noch vier Plätze ergattern. Hier sei auch noch den Damen der Rezeption und Petra gedankt, die sehr bemüht waren uns unterzubringen.

Aus einer Liste blind gewählt, landeten wir im Kopar (www.koparrestaurant.is). Es stellte sich als Glücksgriff heraus. Das Menü lag bei ca. 100 EUR ohne Getränke und war hervorragend. Somit konnte der Silvesterabend richtig losgehen. Danach fuhren wir zu einem an Silvester typischen „Brenna“. Diese Großfeuer werden auch zum Mittsommer angezündet. Hierher gehen die Isländer zum Feiern mit Nachbarn und Freunden. Auch die ersten Raketen werden hier schon gestartet. Zurück im Hotel genossen wir den Jahreswechsel mit dem mitgebrachten Sekt und einem riesigen Feuerwerk der Isländer, die ließen es richtig krachen.

Neujahr: Nach den zwei Tagen City zog es uns wieder hinaus in die Natur und ans Meer. In Gardur (bei Kevlavik) hatten wir traumhaftes Wetter mit Sonnenschein und rund herum tiefschwarzen Wolken, Brandung, zwei Leuchttürme – ach einfach Natur pur. Erst als wir alle durchgefroren waren konnten wir uns von diesem Schauspiel lösen. Auf dem Weg nach Gardur besuchten wir noch einen typischen isländischen Friedhof. Dort leuchten auf jedem Grab große Kreuze in allen möglichen Farben, irgendwie ein skurriler Anblick. Auch sitzen fast auf jedem Grabstein steinerne Vögel.

Von Gardur ging es nach Sandgerdi einen Kaffee trinken – aber, da Neujahr, war hier alles zu. Egal – an der Küste entlang fuhren wir dann Richtung Blaue Lagune. In Grindavik fanden wir auch noch was zum Essen und einen heißen Kaffee. An der Blauen Lagune mussten wir aber wieder umdrehen – ausverkauft für den Tag. Wir hatten nicht vorab reserviert – wer tut das schon bei einem Freibad im Winter? Nun wissen wir es – die Anderen!

Vielleicht hätte das Bad die tollen Eindrücke nur verwässert. Also zurück nach Reykjavik und ab in den Seabaron. Wir versuchten uns dieses Mal, politisch inkorrekt, an Wal, genauer an Minkwal (dt. Zwergwal). War eher wie Rind, so leicht Richtung Leber, aber ganz und gar nicht wie Fisch und auf keinen Fall unangenehm.

2. Januar: Letzter Tag mit Nordlicht-Tour. Nun versuchten wir uns wieder an Selfoss. Auf dem Weg dorthin und zufällig an der Stelle an der wir vor Tagen wendeten, lag noch das Geothermiekraftwerk Hellisheidi. Wir bekamen eine „private“ Führung. Der dortige Mitarbeiter war nur für uns da und begeisterte mit Begeisterung. Er liebte sein Kraftwerk – das größte auf Island. Es war wirklich toll. Von den verschiedenen Lavaarten, jeder Ausbruch hat seine eigene, bis hin zur Funktion des Kraftwerkes. Sogar der Maschinenraum wurde kurzzeitig für uns geöffnet. Hier herrschen giftige Gase und aus diesem Grund geht es nur kurz. Das kuriose: Das heiße Wasser vom Kraftwerk wird für Heizung der Häuser, Warmwasserversorgung und zur Stromerzeugung genutzt. Im Winter werden auch die Innenstadtstraßen von Reykjavik damit von Eis und Schnee befreit – quasi eine externe Fußbodenheizung. Dieses heiße Wasser wird im Sommer ins Meer geleitet. Dafür wurde an einer Stelle der Bucht extra mit importiertem feinen Sand ein Badestrand eingerichtet. Der ist bei den Einheimischen sehr beliebt, da das Meerwasser eigentlich zu keiner Jahreszeit Badetemperatur hat. In Selfoss angekommen wurden wir im Touri-Büro enttäuscht. Der Wasserfall „Selfoss“ ist nicht in Selfoss, sondern genau auf der anderen Seite der Insel. Somit versuchten wir es noch bei einem kleineren Wasserfall, dieser war aber an Hand der Straßenverhältnisse nicht anfahrbar.

Landschaft gab es aber wieder genug, ebenfalls Sonnenschein und zum Hotel sollten wir auch zurück, denn von hier aus startete unsere Nordlicht-Tour. Diese führte uns wieder nach Thingvellir. Leider war das Nordlicht aber so schwach, dass es nur mit einer digitalen Spiegelreflex mit einer sehr langen Belichtungszeit erfassbar war. Einen sagenhaften Sternenhimmel gab es aber auf jeden Fall. Um ein Uhr kamen wir dann für eine sehr kurze Nacht wieder zurück ins Hotel. Der Wecker ging unbarmherzig um 3:25 Uhr und unser Urlaub war vorbei. Der Rückflug verlief reibungslos.

Fazit: Island ist Natur pur, heller als erwartet und auf jeden Fall auch im Winter eine Reise wert. Die Preise gingen eigentlich auch, man muss nur ein wenig schauen und auf Alkohol verichten. Allerdings muss man hier auch mit der Natur leben. Straßen- und Windverhältnisse sollten immer überprüft werden (www.road.is). Es gibt auch eine App für Notrufe mit Standortübermittlung über GPS (www.safetravel.is/112-iceland-app), dies ist anhand unserer Erlebnisse sehr empfehlenswert. Wir sahen leider genug Autos im Straßengraben liegen.

Einen kleinen Film könnt Ihr hier finden: https://youtu.be/AutmDynuPcQ

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.